Ausgeizen

Mein Projekt Garten und Selbstversorgung war eine lehrreiche und interessante Ausfahrt auf meiner Autobahn, inzwischen bin ich aber wieder auf meiner Straße angekommen, habe den Garten auf ein Minimum reduziert und erfreue mich an den Lektionen aus diesem kleinen Exkurs. Ich probiere gerne Dinge aus, bin aber nicht sonderlich gut darin alle angefangenen Dinge ewig weiterzuführen. Ich bin auch gar nicht überzeugt davon, dass ich das sollte. Ich muss selbstverständlich meinen Kopf benutzen und entscheiden bei welchen Dingen das geht und wo nicht, aber oft ist das völlig in Ordnung. Ich nenne es auch das "Geigen-Phänomen". Das trifft tatsächlich nur auf mich zu unter dieser Namensgebung, aber das Prinzip dahinter wird sicherlich nicht nur mir vertraut sein. Hoffe ich...

 

Folgendes verbirgt sich dahinter: Ich habe als junges Mädchen gemeinsam mit meiner Cousine(du bist großartig!) begonnen, Geige zu lernen. Eine Musikschule mit Lehrerin wurden engagiert und wir besuchten zusammen den Unterricht. Nun bin ich nicht die ehrgeizigste Person der Erde, allerdings fällt so etwas deutlich mehr auf, wenn dein Partner eben der ehrgeizigste Mensch dieser Erde ist. Vielleicht würde ich sonst dem Durchschnitt entsprechen, aber neben ihr wirkte ich wirklich elendig faul. Sie übte jeden Tag fleißig und voller Disziplin. Ich leider nicht. Ich übte auch, aber ich probierte eher aus, was man wohl alles spielen könnte, statt das Stück zu üben, das aufgetragen wurde. Abgesehen davon, dass ich die Stücke letzten Endes bei weitem nicht so gut beherrschte wie sie, reichte meine Freude auch nicht genug aus um mit gleicher Energie wie am Anfang dran zu bleiben. Wegen einer einzigen Sache: dem Keyboard in unserem Wohnzimmer. Da stand dort, weil mein Bruder und meine Schwester zur Musikschule gingen um Keyboard zu lernen. Ich nicht. Aber nun stand es da und es macht mir eine Riesenfreude darauf zu klimpern. Ich hatte weder Notenverständnis, noch Unterricht, aber ich hatte Freude daran. Und ich hatte jeden Tag Freude daran. Ich hatte mehr Freude an den Tasten und immer weniger Freude an der Geige. Lieber probierte ich mich da in völliger Freiheit ungebunden aus, als dass ich die steifen Notenblätter vom Geigenunterricht runterträllerte. Schade drum. Musikalisch bin ich wohl aber das Ende vom Lied war, ich gab den Geigenunterricht auf und spielte fröhlich weiter auf dem Keyboard. Ich verpasste also die Gelegenheit ein gutes Notenverständnis aufzubauen und hatte nun für den Rest meine Lebens die Freude am Klavier ganz ohne die Fähigkeiten etwas mit Noten anfangen zu können. Für mich reicht es. Traurig bin ich trotzdem manchmal ein wenig.

 

Also ist das Projekt 'Geige' an der Leidenschaft in mir mit Namen 'Klavier' gestorben. Warum? Ich weiß ganz sicher, ich könnte Geige lernen und spielen, aber meine Leidenschaft und Freude am Klavier war einfach ein Stück größer. Das gleiche passiert mir immer und immer wieder. Das habe ich genauso mit dem Schreiben. Ich starte tolle Dinge, die ich gut finde und aus freien Stücken erwähle, aber am Ende scheitern sie, weil eine andere Sache in mir schlummert, für die ich mehr brenne. Also offenbart meine Inneres sich selber.

Ich habe gelernt, jetzt als Erwachsene, abzuwiegen, wann ich etwas ausprobiere, stets im Hinterkopf, dass es wahrscheinlich der wahren Leidenschaft in mir zum Opfer fallen wird. Ich probiere aber trotzdem aus, aber mache mir eben keinen Vorwurf, dass die Dinge manchmal nur 2 Jahre interessant sind. Das ist okay. Ich erkenne schnell mein "Geigen-Phänomen" und kann die Situation dann einordnen. Nicht immer ist mir anfangs bewusst wohin der Weg führt, denn in der Regel brenne ich am Anfang für alle Sachen. Aber nicht jedes Feuer ist ein bleibendes.

Aber es ist okay zu brennen und ein Feuer zu entfachen, denn manchmal brauchen wir nur eine nette Zeit am Lagerfeuer und nehmen die Freude und Erinnerung an eine tolle Zeit mit lehrreichen und schönen Momenten mit uns mit. Nicht an jedem entfachten Feuer können wir für immer sitzen bleiben. Aber dann gehen wir zurück in unsere kleine Hütte und werfen einige Stücke Holz in das dort brennende Feuer, das das Leben dort warm und gemütlich macht. Das Feuer in unserer Hütte sollte erhalten bleiben und von uns versorgt werden und gepflegt werden mit großen Stücken Holz, die es lebendig erhalten und dann sollten wir auch Zeit haben, daran Platz zu nehmen und es zu genießen. Schließlich ist es die Kraft, die unseren vier Wänden Wärme gibt und ein Gefühl von Zuhause. 

 

Ich glaube, das wir uns nicht wohl fühlen, wenn das Feuer in uns nicht beachtet wird.

Es gibt eben Dinge, die wir ausprobieren und die uns Freude machen und eine tolle Zeit bereiten. Aber sie sind wie eine tolle Woche Camping am Feuer. Nicht für immer. Manche Menschen sind ewig campen und wandern von einem Lagerfeuer zum nächsten. Sie gesellen sich zu denen, die ein Feuer entfacht haben und machen mit. Aber sobald das Feuer dort erloschen ist und sie nach Hause kommen, ist es dort ungemütlich und kalt. Denn ein eigenes Feuer gibt es nicht. Sie sind faul, kennen ihr eigenes Feuer nicht und wärmen sich nur am Feuer anderer. Sie ergreifen also schnell die Flucht und suchen nach dem nächsten Feuer, dem sie sich anschließen. Denn kalt will es niemand haben.

Aber das ist nicht richtig. Es gibt auch Leute die sich nicht einfach dazu gesellen, sondern ständig selber überall neue Feuer entfachen und dann weiterlaufen. Sie hinterlassen ein loderndes Feuer und eine Gruppe von fröhlichen Leuten, aber niemand von ihnen hat das Feuer entfacht und wird es erhalten. Keiner legt Holz nach und keiner kümmert sich darum, das es bleibt. Irgendwann ist es aus und alle laufen auseinander.

Wenn du ein Feuer entfachst, sollte es deine Aufgabe sein, es zu entfachen und dann kümmere dich darum. Dann kommen andere, die merken, es ist ihre Aufgabe sich dir anzuschließen und sie werden mit dir gemeinsam dieses Feuer am brennen halten.

Diese Leute wirst du aber besuchen, und ich versichere dir, sie haben es gemütlich und warm zuhause und ihr Feuer im Kamin brennt. Denn sie tragen nur heraus, was sie zuhause auch haben. 

 

Kommen wir mal zu denen, die ein kleines Feuer Zuhause brennen haben, aber zu beschäftigt sind es zu sehen. Nur nebenbei wird mal ein Stück nachgelegt. Beim Feuer ist die Symbolik im Bild einfach, denn Feuer ist Feuer. Das ist das, was in dir brennt. Deine Leidenschaft, deine Aufgabe. Das was dich ausmacht, was andere nicht für dich machen können. Was wieder und wieder auftaucht, wenn du dir rückblickend deine letzten Jahre anschaust. Das sind die Dinge, die den anderen Projekten den Garaus machen. 

Vielleicht kennst du sie und hältst sie halbherzig am Leben. Aber wir reden hier ja nicht von der Kerze auf dem Tisch, sondern vom Feuer im Kamin. Besser wäre, man würde es pflegen, damit es nicht ausgeht. Denn dann wundern wir uns warum es irgendwie nicht mehr so gemütlich ist. Wir dürfen die Leidenschaft in uns, unsere Aufgabe und unsere Berufung nicht ignorieren oder herunterspielen. Was könnte uns daran hindern? Na, ständig irgendetwas. Diese Sache braucht ja Zeit und Zeit investieren wir ja ununterbrochen irgendwo. Aber in andere Dinge. Und dann bleibt nur Zeit um mal ab und an ein Holzstück nachzuwerfen. Wir putzen und ordnen alles um den Kamin herum und dabei ist darin nur ein kleines Feuer. Vielleicht sollte man sich mal hinsetzen und das Feuer betrachten und Zeit darin investieren, dass es groß wird. Am Ende wärmt es ja dein eigenes Haus und nichts anderes.

 

Kommen wir zu etwas, was ich aus meinem erloschenen Gartenfeuer mitgenommen habe. Das Ausgeizen. Dabei trennt man kleine heranwachsende Triebe, die im Grunde aus dem eigentlichen Trieb herausspringen, ab. Denn sie würden keine Frucht bringen, aber was sie tun, ist endlos viel Wasser und Energie aus der Pflanze ziehen. Nur wofür? Für gar nichts. Denn eine Sache wird dieser kleine Schummeltrieb nie machen - Frucht bringen.

Er wächst immer größer und klaut sich alles, was er zum Wachstum braucht und am Ende ist er unnütz.

Dagegen ist da unter ihm ein Trieb, der eigentlich Früchte tragen würde, doch es sind kaum welche dran und die, die er trägt, sind klein, schrumpelig und nicht besonders lecker.

Ein wunderschönes Bild. Und deshalb sage ich, dass das Projekt Garten mir lehrreiche Inhalte mitgegeben hat ;)

 

Wir investieren Zeit in Triebe, die alle Energie und Nährstoffe ziehen und dabei bringen sie keine Frucht. Wir kaufen uns wunderschöne Kerzen und dekorieren das ganze Haus und zünden hunderte kleine Lichter an, aber das Haus wird nicht warm werden, denn eine Sache ist erloschen. Das Feuer im Kamin.

Ich habe neulich in einer tiefen, schönen Unterhaltung gesagt, "am Ende haben wir ja Jesus im Herz (und unseren Platz und unsere Hütte somit gesichert) , aber ich möchte am Ende vor Jesus stehen und sagen, meine Aufgabe habe ich gekannt und ergriffen und erledigt, so gut ich das konnte(mein Feuer hat gebrannt und der Kamin war hell erleuchtet)"

Wir haben doch eine Mission, wir wurden geschaffen für Beziehung mit Gott und einer Berufung im Herzen. Wir sind so beschäftigt mit Kirchendramen und Religion (das sind halt keine Berufungen), dabei tun wir gar nicht, was genau wir tun sollten.

Wir stiefeln von einem Feuer zum nächsten und genießen das Feuer, das andere entfachen. Aber das ist nicht deins. Diese Leute kommen mit einer Fackel von Zuhause, dort brennt ihr Feuer lichterloh. Aber du kommst heim und magst nicht bleiben, weil es irgendwie kalt ist.

Dann beschäftigen wir uns mal mit Dingen, die sich richtig anfühlen. 'Beschäftigungstherapie' würde meine Schwester jetzt sagen.

Wir besuchen Gottesdienste, wir putzen die Kirchenräume, wir backen Kuchen für tausend Anlässe und sind für das Gewissen wohltätig unterwegs - und eine Kerze nach der anderen zünden wir so an. Damit es etwas Wärme und Licht gibt. Dann schrubben wir den Kamin, dass er glänzt und blitzblank ist. Aber dafür wurde er doch gar nicht gemacht? Der Kamin darf schmutzig sein und voller Flecken. Wer guckt denn danach, ob der Kamin sauber ist, wenn darin ein Feuer lichterloh brennt? Man freut sich an der Wärme und dem Zauber den er verbreitet.

Nur Leute, die selber nicht brennen, schauen nach dem Glanz und den Flecken in anderen Kaminen.

 

Es ist vollkommen in Ordnung, Fehler zu haben. Es ist okay, Narben und Macken zu tragen. Hauptsache dein Feuer ist an. Das gehört dazu. Am Ende ist das Feuer doch das, was desinfiziert und alles wegbrennt, was nicht bestehen kann. Dein Charakter wird sich formen, das brennende Feuer deiner Berufung wird dich formen und das negative wegbrennen. WÄHREND du brennst. Wir müssen nicht perfekt sein. Wir müssen brennen. Für Jesus, für seinen Willen, und auf unsere Weise, also mit unserem eigenen Feuer, das er ins uns gelegt hat.

In einem Kamin, der nicht brennt, setzen sind schnell lästige Käfer und Viecher ab. Ist ja auch ungefährlich dort.

Da wo Christen nicht brennen, sammelt sich Ungeziefer, denn es ist ja recht ungefährlich. Und sie beschäftigen sich mit der Ungezieferbekämpfung und nehmen ein tolles Spray, das sie vertreiben soll - sie besuchen Seminare und Veranstaltungen und was auch immer, denn sie denken ein gutes Umfeld wird den Kamin reinigen. Aber auch die beste Predigt wird nichts ändern, wenn du selber nicht beginnst zu brennen. Und dieses Feuer wird alle Ungeziefer wegbrennen. Jesus mehr zu lieben, als alles auf dieser Welt, wird dich reinigen und Ordnung schaffen.

 

Wenn wir Jesus mehr Raum geben, wird er immer das Feuer entfachen. Er wird immer in dir wecken, was er in dich gelegt hat. Alles andere wäre widersprüchlich. 

Wir müssen ausgeizen. Was raubt die Kraft und zieht alle Energie bei dir? Dann werde dir klar, welcher Trieb das ist und trenne ihn ab. Investiere Zeit und Energie in die Dinge, die Frucht bringen.

Deine Leidenschaft schlummert in dir. Sie ist das Phänomen, das die anderen Dinge heimlich schleichend aussticht. Die eine Sache, bei der du wach wirst, wenn andere drüber reden. Das Ding, das du ändern möchtest, das nicht so bleiben kann.

Es ist eine Leidenschaft, ein Feuer und eine Energie, die dein Umfeld ansteckt und die dein Haus einladend macht. Niemand sieht auf deine Fehler, auf deine Unperfektion, wenn es warm bei dir ist, dein Feuer brennt und Zufriedenheit und Frieden auf dir ruhen. Aber die, die am lautesten meckern, haben nie ein eigenes Feuer. 

 

Du wurdest geschaffen für die Beziehung mit Gott. Für eine Verbindung mit ihm, durch Jesus Christus. Während du erschaffen wurdest, legte Gott ein Feuer in dich hinein, eine Leidenschaft, eine Berufung. Das sind die Dinge, die dich ausmachen. Die Früchte tragen werden. Mit denen du dich an diese Welt verschenken sollst. Frei und froh. Befreit und voller Liebe.

Also verschwende nicht Energie und Zeit in Dinge, die du schon ewig machst, die aber keine Frucht tragen. An Beschäftigungen, die nett sind, aber nicht deine Aufgabe. An Kerzen und Teelichter.

Entdecke das Feuer, das in dir ruht und lass es durch den Heiligen Geist entfachen.

 

Ich träume davon, dass Gottes Kinder ihre Plätze einnehmen und viele Feuer brennen. Dass ihre warmen Hütten Menschen einladen, denn Wärme und Herzlichkeit, Gottes Frieden berühren jedes, jedes Herz.

Und ein stimmiges großes Ganzes entsteht, bei dem wir wach sind, brennen und alle unterwegs sind auf dieser Erde, die auf Jesus wartet.

Jesus, zünde Herzen an, entfache das Feuer innen drin und gib Offenbarung und Einsicht, Triebe auszugeizen, die Energie rauben und eine Hütte mit loderndem Feuer zu werden.  

 

Feurige Grüße

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